Es scheint der Blick in die Konstruktionsschaltpläne einer futuristischen Schöpfungslehre zu sein. Ganz klar, dieses Kunstwerk stimuliert den visionären Betrachter in uns. Gemalte hat es die Künstlerin Sophia Ebermann. Es entstand im Jahr 2020 und trägt den Titel „K. D.“. Das zeitgenössische Kunstwerk ist mit Acrylfarben gemalt, die auf einer massiven Hartfaserholzplatte aufgetragen wurden. Thema des Bildes sind Formen, die Relativität der Perspektiven und kritische Absurditäten – alles ganzheitlich zusammengefasst zu einer Denkposition, eine Kritik die sich gegen eine omnipotente künstliche Intelligenz richtet. In diesem Sinne versteht sich die Abkürzung „K. D.“ laut Künstlerin als „Künstliche Dummheit“ – ein humoresker Verweis auf die nicht minder potente Schöpferkraft des neohumanen und künstlerischen Verstandesgeist der menschlichen Gegenwart.
Motiv des Bildes ist die Entropie der abstrakten Geometrie, welche sich räumlich verschieden und doch simultan zur Perspektive entwickelt bzw. im Verlauf sogar hin- und herzumorphen scheint. Flächen und Linien verbinden sich scheinbar willkürlich in ornamentaler Art einer formgebenden Essenz zum klar Definierbaren – um anschließend zu zerfallen und erneut zu rekonstruieren. Für die Darstellung nutzt die Malerin wenige Farben. Der Hintergrund ist tiefschwarz, während die Spiralen und Figuren im Vordergrund weiß und blau bzw. entsprechend schattiert sind.
Die Künstlerin ließ sich von den Perspektivstudien des M. C. Escher inspirieren. Sie geht jedoch eigene Wege beim Erzeugen unmöglicher Welten – ohne dabei in die abstrakte Malerei oder den Surrealismus abzugleiten. Der Tanz vom Werden und Vergehen im Licht und Schatten mündet in der Darstellung einer kritischen Absurdität. Denn das Bild führt über die spiralförmige Pirouette zur unrealistischen Struktur. Es mutet wie eine Verdinglichung des menschlichen Geistes an – kurz gesagt: Hier wird eine chaotische Harmonie erzeugt. Diese Ordnung wird getragen von der Relativität der Perspektiven, die die Künstlerin anlegt. In diesem Sinne steht das Werk im Gegensatz zur künstlichen Intelligenz, sofern sich diese der tatsächlichen Intelligenz des Menschen annähert oder annähern soll – und dabei die Perzeption der objektiven Realität vorraussetzt, sich also im Werden an existierender Intelligenzen orientiert. Oder anders formuliert, wenn das künstliche Denken einer Maschine so wird wie das menschlichen Denken, dann wird die K. I. genauso absurde und groteske Fehler beinhalten wie das menschliche Denken, das im Wesentlichen auf erzeugte Wirklichkeit basiert, die aus falscher, weil verzerrter Wahrnehmung resultiert – und dabei gibt er dennoch vor, sich auf objektive Realität beziehen zu können – mehr noch: Der Mensch denkt und glaubt er wäre intelligent, ohne sogleich die immanente Dummheit miteinzubeziehen, die dem menschlichen Geiste ebenso innewohnt. Das Bild der Künstlerin ist Veranschaulichung und Produkt dieser kritischen Haltung – ein sehr gelungene mehrdimensionale Darstellung – Chapeau!
Beim Betrachten entfaltet das Gemälde eine beruhigende, fast meditative Atmosphäre. Es wirkt fesselnd, weil es zum Interpretieren und Spekulieren einlädt. Es ist ein außergewöhnliches Werk, faszinierend und inspirierend zugleich. Schon bei kurzer Betrachtung löst es kreative Momente aus und regt die Phantasie an. Das Bild wird mit Holzrahmen in einer Silberglanzoptik erhältlich sein. Der Rahmen ist eine Eigenkreation und unterstreicht die imposante Wirkung des Bildes zusätzlich.